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Migräne & Schlaf

Regemäßiger Schlaf ist wichtig für Migräne-Betroffene. Hier erfährst du alles rund um den Schlaf-Wach-Rhythmus, den Einfluss auf die Migräne und was du beachten kannst.

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Migräneprophylaxe mit der sinCephalea App

Schlaf: Migräne Auslöser und Erlösung zugleich

2017 haben die drei US-Forscher Jeffrey C. Hall, Michael Rosbash und Michael W. Young für ihre Entdeckung molekularer Kontrollmechanismen zur Steuerung des Schlaf-Wach-Rhythmus den Nobelpreis für Medizin und Physiologie erhalten. Sie haben die innere Uhr von Fruchtfliegen untersucht, und festgestellt, dass Gene im Erbgut für die Steuerung verantwortlich sind.

,,It’s a great day for the fruit fly.“ – Michael Rosbash über seinen Nobelpreis 2017

Wenn der Schlafrhythmus zum Problem wird

Doch warum ist das so spannend? Es ist bekannt, dass es gravierende körperliche Folgen haben kann, wenn die innere Uhr aus dem Takt gerät. Wird der natürliche Schlaf-Wach-Rhythmus durch Schichtarbeit, Flugreisen oder zu frühen Schulbeginn immer wieder gestört, können Übergewicht, Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen-Darm-Probleme oder auch neurologische Erkrankungen wie Migräne oder Kopfschmerzen die Folge sein.

Was Migräne betrifft, gibt es dazu eine Hypothese, nach der Kopfschmerz-Attacken ein Mechanismus des Körpers sind, um den Schlafrhythmus zu regulieren. Die Hypothese besagt, dass die Migräne die Betroffenen bei Übermüdung zwingt, sich auszuruhen und ins Dunkle zurückzuziehen. Körperliche Aktivität würde die Schmerzintensität steigern. Bei zu viel Schlaf wird der gegenteilige Effekt angenommen: Dann weckt sie die Betroffenen auf. Denn eine Migräne-Attacke kann sowohl von zu wenig, als auch von zu viel Schlaf ausgelöst werden.

Zusammengefasst: Bei zu wenig Schlaf kommt die Attacke eher Nachmittags, holt dich so aus deiner Aktivität heraus auf den Boden zurück und zwingt dich früh zur Ruhe. Bei zu viel Schlaf kommt die Attacke am frühen Morgen und reißt dich aus dem Schlaf.

Deinen Schlaf kannst du übrigens auch mit dem Migränetagebuch unserer App auf Rezept sinCephalea beobachten. Das Führen eines solchen Kopfschmerztagebuchs hilft dir nicht nur in deinem Alltag, sondern erleichtert auch deinen behandelnden Ärzt:innen durch die Einordnung der Kopfschmerzart, der Schmerzdauer und -stärke sowie möglicher Begleitsymptome bei der Diagnose und Therapie der Erkrankung.

Praktisch ist: In unserer Migräne-App sinCephalea kann man ganz einfach einen Arztreport erstellen und seinem Arzt oder seiner Ärztin zukommen lassen.

Was passiert in der Nacht, wenn man mit Kopfschmerzen aufwacht?

Viele haben vorausgehende äußere Auslöser im Verdacht, wenn Kopfschmerzen beginnen. Doch wie bahnt sich eine Attacke an, wenn sie im Schlaf beginnt? Vor allem Migräne-Attacken beginnen gehäuft im Schlaf, sowie am frühen Morgen – dann erst wieder zahlreicher am Nachmittag. Ein Zusammenhang mit dem Schlaf-Wach-Rhythmus wird deshalb intensiv diskutiert.

Migräne Schlaf

Untersuchungen haben gezeigt, dass bei der Anbahnung einer Migräne-Attacke das autonome Nervensystem eine entscheidende Rolle spielt. Es wird als „autonom“ bezeichnet, weil es sich der willkürlichen Kontrolle weitgehend entzieht. Dieser Teil des Nervensystems ist aber nicht wirklich autonom, sondern reagiert nur automatisch. Und gegen diesen Automatismus kann man etwas tun.

In vielen Fällen reagiert das autonome Nervensystem nicht einmal auf äußere Reize, sondern folgt einfach inneren Uhren. Davon gibt es eine Vielzahl. Innere Uhren sind zyklische biochemische Prozesse an denen Genen und Proteinen beteiligt sind, die dann wiederum zyklisch höhere physiologische Prozesse steuern. Es gibt aber auch eine Rückwirkung der physiologischen auf die biochemische Prozesse, so dass das ganze System schnell komplexes Verhalten ermöglicht.

Innere Uhren regeln Schlaf-Wach-Rhythmus, Körpertemperatur, Blutdruck, den Rhythmus des Herzschlags und vieles weitere mehr. Die Herzfrequenz wurde zu einem wichtigen Signal, um Veränderungen in unserem Körper auf die Spur zu kommen, da sie sich recht problemlos mit dem Elektrokardiogramm (EKG) präzise messen lässt – auch im Schlaf.

Migräne Schlaf

Das autonome Nervensystem bei Migräne

Es ist eine bekannte Tatsache, dass bei körperlicher Belastung die Herzfrequenz steigt und bei Entspannung wieder sinkt. Zwei Mechanismen sind verantwortlich: der Sympathikus und der Parasympathikus. Im Ruhezustand sorgt der Parasympathikus für eine energiesparende Schlagfrequenz. Dies geschieht über seinen wichtigsten Nerv, den Vagusnerv. Ohne seinen Einfluss würde das Herz schneller schlagen. Es schlägt auch höher, wenn der Sympathikus Alarm schlägt. Dann werden Energiereserven abgebaut.

Migräne Schlaf

Weniger bekannt ist die Tatsache, dass selbst im Ruhezustand kleine aber entscheidende Variationen auftreten. Die Atmung beeinflusst den Herzschlag. Bei Einatmung erhöht sich die Herzfrequenz, bei Ausatmung sinkt sie wieder. Dieses Wechselspiel verrät viel über den Zustand unseres körperlich-mentalen Gleichgewicht. Bei Emotionen, wie Gelassenheit und Freude, sind Herz und Atmung in Balance, bei Stress verschwindet diese atemsynchrone Schwankung. Die Herzfrequenzvariabilität ist deswegen ein charakteristisches Maß für allerlei Krankheiten. Mithilfe eines Langzeit-EKG kann man über lange Zeiträume Beobachtungen machen. Problemlos auch durch die Nacht hindurch.

Eine neue Studie hat die Variabilität des Herzschlages bei 27 Migräne-Betroffenen analysiert1. Ziel der Studie war es, die autonomen Funktionen bei Patienten und Patientinnen mit und ohne Migräne zu untersuchen. Heraus kam, dass bei Betroffenen in der Nacht die energieerhaltende parasympathische Aktivität reduziert ist und es zu einem überwiegendem Sympathikotonus kommt. Energiereserven werden stärker als nötig abgebaut. Am stärksten betroffen waren Migräne-Betroffene mit Aura.

Diese Verschiebung des Gleichgewichts im autonomen Nervensystem zugunsten des Sympathikus ist eine Alarmreaktion des Körpers, normalerweise ausgelöst durch äußeren Stress. Allerdings ist dieser Befund nicht in der Nacht vor einer Attacke gefunden worden. Der Bezug zur Nacht ist sehr interessant, denn wie gesagt, Migräne-Attacken beginnen oft im Schlaf.

Migräne und schlafbezogene Atmungsstörung

Migräne kann in der Nacht beginnen, gleichzeitig aber hilft Schlaf bei einer Migräne-Attacke. Das ist kein Widerspruch.

Es ist bekannt, dass Veränderungen im Nervensystem auch in der anfallsfreien Zeit bestehen. Einige Tage vor einer Migräne-Attacke verstärken sie sich noch mal, was schließlich auch zu wahrnehmbaren Vorboten-Symptomen führt. Überraschenderweise normalisieren sich die Gehirnfunktionen jedoch schon oft Stunden vor dem Anfall wieder. Und zwar auf ein Niveau von Nicht-Erkrankten. Die Ruhe vor dem Sturm. Mit anderen Worten, das Migränehirn verhält sich – mal abgesehen vom Schmerz – nur im Anfall und bis zum Ende der Rückbildungsphase normal. Ob also im Anfall ein Sympathikotonus vorliegt oder nicht, ist noch ungeklärt.

Migräne Schlaf

Einfluss von Schlafdauer und Schlafqualität auf Migräne

Über mehrere Studien hinweg geben zwischen 31-74 % der Patient:innen mit Migräne Schlafmangel als Auslöser an. „Spätes Aufstehen“ gaben ein Viertel der Migräne- und Kopfschmerzbetroffenen als Auslöser an2. „Müdigkeit und Schlafprobleme“ wurden ebenfalls von einer großen Mehrheit genannt3.

Es gibt Studien, die berichten, dass Schlafstörungen bei 31-52 % der Betroffenen Migräne hervorruft. Einige andere sagen, es sei noch nicht abschließend geklärt, ob die Schlafstörungen tatsächlich Kopfschmerzen auslösen, sie einfach nur zeitgleich auftreten oder sogar aus ihnen resultieren4.

Eine aktuelle Metaanalyse von 32 Studien fand heraus, dass vor allem bei chronischer Migräne die Schlafqualität durch einen geringeren Anteil der REM-Phasen leidet und dass Einschränkungen in der Schlafqualität Migräneattacken fördern können. Daher empfehlen die Forscher:innen das Schlafverhalten von Migräne-Patient:innen zu erfassen und Schlafstörungen zu behandeln5.

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Was Migräne-Betroffene deshalb beachten sollten

Wenn du beispielsweise feststellst, dass du vorwiegend am Wochenende Spannungskopfschmerzen oder Migräne bekommst, kannst du eventuell den veränderten Schlafrhythmus z.B. durch Schlafmangel, einen abfallenden Stresslevel oder einen reduzierten Koffeinkonsum als mögliche Auslöser identifizieren.

Plötzliche Veränderungen im normalen Tagesrhythmus können Migräne und Kopfschmerzen bedingen. Daher solltest du darauf achten, einen relativ geregelten Tagesablauf mit regelmäßigen Essens- und Schlafenszeiten aber auch ein nicht zu strenges jedoch effektives Triggermanagement für den Umgang mit deinen Auslösern entwickeln.

Fazit

Eine Migräneattacke kann sowohl von zu wenig als auch von zu viel Schlaf ausgelöst werden. Es besteht die Hypothese, dass sich der Körper bei zu wenig Schlaf durch das Auftreten einer Migräneattacke eine Pause holt. Körperliche Aktivität würde die Schmerzintensität steigern, die Betroffenen müssen sich ins Dunkle zurückziehen. Bei zu viel Schlaf wird der gegenteilige Effekt angenommen: Die Migräneattacke weckt die Betroffenen am frühen Morgen auf. Und tatsächlich treten Migräneattacken gehäuft am frühen Morgen und am Nachmittag auf.

Neben der Schlafdauer kann auch die Schlafqualität eine Einfluss auf Migräne haben. Ein tiefer und erholsamer Schlaf lässt dich am nächsten Morgen positiv in den Tag starten und fördert deine körperliche und seelische Entspannung. Schlechte Schlafqualität zusammen mit zu kurzem Schlaf ist bei vielen Betroffenen ein zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Migräneattacke.

Ein regelmäßiger Schlafrhythmus kann helfen, die Migräneattacken zu reduzieren. Deinen Schlaf kannst du auch mit dem Migränetagebuch der digitalen Gesundheitsanwendung sinCephalea beobachten. Neben einem geregelten Schlaf-Wach-Rhythmus findest du heraus, welche Lebensmittel deinen Blutzucker niedrig und stabil halten. Denn aktuelle Studien zeigen, dass starke Blutzuckerschwankungen Migräneattacken auslösen. Schon kleine Ernährungsanpassungen können viel bewirken. Die Kosten werden außerdem von der Krankenkasse übernommen.

FAQ Migräne & Schlaf

Wie beeinflusst der Schlaf Migräne?

Sowohl die Schlafdauer als auch die Schlafqualität werden häufig als Einflussfaktoren für Migräne genannt.

Schlafdauer: Drei von vier Betroffenen geben Schlafmangel als einen ihrer Auslöser an. Knapp jeder Vierte berichtet zudem, dass Attacken durch zu langes Schlafen oder zu spätes Aufstehen ausgelöst werden. Bahnt sich eine Migräne-Attacke hingegen schon an, ist die durchschnittliche Schlafdauer meist kürzer.

Schlafqualität: Ein tiefer und erholsamer Schlaf lässt dich am nächsten Morgen positiv in den Tag starten und fördert deine körperliche und seelische Entspannung. Schlechte Schlafqualität zusammen mit zu kurzem Schlaf ist bei vielen Betroffenen ein zuverlässiger Indikator für eine bevorstehende Migräne-Attacke.

Quellen

  1. Matei, D., Constantinescu, V., Corciova, C., Ignat, B., Matei, R., & Popescu, C. D. (2015). Autonomic impairment in patients with migraine. Eur Rev Med Pharmacol Sci, 19(20), pp. 3922-3927.
  2. Holzhammer, J.; Wöber, C. (2006): Nichtalimentäre Triggerfaktoren bei Migräne und Kopfschmerz vom Spannungstyp. In: Schmerz (Berlin, Germany) 20 (3), pp 226–237. DOI: 10.1007/s00482-005-0413-z.
  3. Haque, B. et al. (2012): Precipitating and relieving factors of migraine versus tension type headache. In: BMC neurology 12, p. 82. DOI: 10.1186/1471-2377-12-82.
  4. Martin, Vincent T.; Behbehani, Michael M. (2001): TOWARD A RATIONAL UNDERSTANDING OF MIGRAINE TRIGGER FACTORS. In: Medical Clinics of North America 85 (4), pp. 911–941. DOI: 10.1016/S0025-7125(05)70351-5.
  5. Stanyer, E.C. et al. (2021): Subjective Sleep Quality and Sleep Architecture in Patients With Migraine. A Meta-analysis. In: Neurology Oct 2021, 97 (16) pp. 1620-31; DOI: 10.1212/WNL.0000000000012701 (last access 04.12.21)

Über den/die Autor:in

Foto des Autors

Mona Kattwinkel

Mona ist Studentin, junge Mutter und nicht zuletzt Migräne-Expertin. Sie hat Migräne seitdem sie 8 Jahre alt ist und engagiert sich als Mitglied einer Selbsthilfegruppe innerhalb der MigräneLiga e.V. Deutschland.
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