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Migräne & Kopfschmerzen nach Alkohol

Viele kennen die lästigen Kopfschmerzen nach einer durchzechten Nacht. Doch kann Alkohol auch Migräne auslösen? Das klären wir hier.

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Ungefähr ab dem 30. Lebensjahr fing es an, dass ich immer häufiger mit dreitägigen Kopfschmerzen nach Alkohol-Konsum reagierte. Zuerst dachte ich gar nicht an Migräne. Ich vermutete tatsächlich einen überdimensionalen, dreitägigen Kater mit starken Kopfschmerzen und Übelkeit zu haben.

Seit meinem 14. Lebensjahr hatte ich zwar regelmäßig ein bis zweimal im Monat Migräne doch sie war immer relativ kurz und gut mit normalen Schmerzmedikamenten, wie Paracetamol, Ibuprofen oder Aspirin behandelbar gewesen. Doch plötzlich wirkten diese nicht mehr und der vermeintliche Kater mit Kopfschmerzen und Erbrechen hielt immer exakt drei Tage an. Und das auch schon manchmal bei nur einem Schluck oder nur einem Glas Rotwein.

Ich rannte zu diversen Ärzt:innen und kam mir wirklich lächerlich vor: “Entschuldigung, ich hab da ein Problem: Ich kann keinen Alkohol mehr trinken.”

Ich war mir sicher, ich hatte eine Art Alkohol-Allergie. Erst als ich mich bei einem Allergologen auf eine Histaminintoleranz testen ließ und er zu mir meinte: “Ihre Symptome hören sich eigentlich nach klassischen Migräne Symptomen an.” fiel es mir wie Schuppen von den Augen.

Meine Migräne hatte sich drastisch verändert. Alkohol war anscheinend ein Trigger geworden.

Seitdem trinke ich nur noch zu besonderen Anlässen Alkohol. Der Weg dahin war nicht einfach. Anfänglich hatte ich wirklich Probleme damit, auf Partys, Konzerten oder in Kneipen nichts mehr zu tun zu haben. Ich hatte vorher immer in der einen Hand ein Getränk und in der anderen eine Zigarette. Da ich zeitgleich auch mit dem Rauchen aufhörte, waren die Hände einfach leer. Ich fühlte mich verloren. Aber mittlerweile kann ich sagen:

Es ist wie vieles im Leben eine Gewöhnungssache. Ich habe mich dran gewöhnt, nix mehr zu tun zu haben wenn ich mal aus bin und genieße den Abend mit Freunden auch ohne “festhalten” am Getränk oder an der Zigarette. Und vor allen Dingen genieße ich die Freiheit ohne Zigaretten und Alkohol Spaß haben zu können.

Leider hat sich meine Migräne in den Folgejahren generell extrem verschlimmert, so dass der alleinige Verzicht auf Alkohol nicht die Lösung meines Migräne-Problems war.

Alkoholinduzierte Kopfschmerzen, Kater oder Migräne?

Alkohol kann zwei verschiedene Kopfschmerzen Arten hervorrufen: Eine Attacke, die innerhalb von 30 Minuten bis zu 3 Stunden nach dem Alkoholkonsum auftritt (typischer alkoholinduzierter Kopfschmerz) und den sogenannten zeitverzögerten alkoholinduzierten Kopfschmerz, der erst am nächsten Morgen auftritt wenn der Alkohol im Blut auf 0 fällt. Letzterer wird normalerweise als Kater bezeichnet und den kann jeder bekommen. Patient:innen mit Migräne sind jedoch für beide Formen besonders empfänglich und können solche Kopfschmerzen schon bei kleinsten Alkoholmengen entwickeln. Das war leider auch bei mir der Fall. Teilweise hat ¼ Glas Rotwein gereicht, um mich für drei Tage flach zu legen.

Bei einem Drittel der alkoholkonsumierenden Migräne-Betroffenen treten die Kopfschmerzen durchschnittlich innerhalb von drei Stunden auf. Bei 90% der Betroffenen innerhalb von zehn Stunden.6 Ich gehöre zu diesen 90%, daher hab ich meinen Kopfschmerz auch lange als Kater gewertet. Wie ein typischer Kater, trat er nämlich erst am nächsten Morgen auf. Viele Betroffene mit Spannungskopfschmerzen wissen: Ein “normaler” Kopfschmerz kann zu einer ausgewachsenen Migräne werden. Ich denke, das war auch bei mir der Fall.

Doch wie sieht die aktuelle Studienlage zu Alkohol als Kopfschmerz-Trigger aus?

Migräne & Kopfschmerzen nach Alkohol: Studienlage

In einer Auswertung von mehreren Studien aus unterschiedlichen Ländern gaben circa ein Drittel der Migräne-Betroffenen Alkohol als gelegentlichen Migräne Auslöser an.1 Anfang 2019 wurde in den Niederlanden eine internetbasierte Studie publiziert, in der 2.197 Patient:innen zu ihrem Trinkverhalten und den Triggern befragt wurden. Dort gaben sogar 42,5% der Personen, die gelegentlich Alkohol tranken an, dass der Konsum bei ihnen Migräne triggerte. Im Vergleich zu den anderen Studienteilnehmer:innen litten diese Personen häufiger unter Migräne ohne Aura, unter mehr Migräneanfällen pro Jahr und insgesamt mehr Migränetagen.2

Sowohl in der oben erwähnten Auswertung von mehreren Studien als auch in der großen aktuellen Studie wurde festgestellt, dass jedoch nur 8,8 bzw. 10% der Teilnehmer:innen bestätigen konnten, dass Alkohol immer eine Migräne auslösen würde.1/2

Betrachtet man die gesamte Studienlage wird einem schnell klar, dass es keine eindeutigen Aussagen diesbezüglich gibt. In einigen Studien konnte zwar eine Verbindung zwischen Alkohol und Migräne, jedoch selten eine eindeutige festgestellt werden.1/4

In einer breit angelegten Studie, die 2007 in Österreich publiziert wurde, untersuchten Forschende eine große Anzahl an Faktoren, die mit Migräne in Verbindung gebracht wurden. Sie fanden heraus, dass der Zusammenhang zwischen Nahrungsmitteln – inklusive alkoholischen Getränken – und Migräne relativ unbedeutend ist.

Einige Forschende gehen daher davon aus, dass die Rolle von Alkohol, sowie auch die anderer Lebensmittel, als Migränetrigger überschätzt wird.3

Dass Migräne-Erkrankte generell weniger Alkohol konsumieren als der Rest der Bevölkerung, konnte jedoch in vielen Studien eindeutig gezeigt werden. Das lässt zumindest auf ein gewisses Maß an schlechten Erfahrungen schließen und zeigt auch, wie groß die Angst vor Kopfschmerzen unter den Migräne-Betroffenen ist.

Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich tatsächlich liebend gerne auf Alkohol verzichte obwohl ich weiß, dass es nicht immer einen Anfall triggert. Auf einige Trigger, wie hormonelle Schwankungen oder Wetterwechsel, hab ich einfach keinen Einfluß – aber auf meinen Alkoholkonsum schon. Da in meinem Leben aktuell einfach jeder Anfall einer zu viel ist, lasse ich solche beeinflussbaren Trigger daher lieber weg.

Ein weiterer Migräne Auslöser, den du gut beeinflußen kannst, sind übrigens starke Blutzuckerschwankungen. Bist du auch den Süssigkeiten oder/und großen Kohlenhydrat-Mengen verfallen, wie ich? Und hast du schon mal davon gehört, dass Zucker bzw. ein besonders stark schwankender Blutzuckerspiegel Migräneattacken auslösen kann? Dies wurde nämlich in einigen Studien nachgewiesen11-14.

Eine niedrig-glykämische Ernährung, die den Blutzucker eher niedrig-stabil hält, wird daher auch als effektive Migräneprophylaxe angesehen15-17. Die digitale Gesundheitsanwendung (DiGA) sinCephalea Migräneprophylaxe ermittelt für dich, welche Lebensmittel deinen Blutzucker eher niedrig-stabil halten. Mit individuell auf dich angepassten Ernährungsempfehlungen hast du die Möglichkeit Migräneattacken zu reduzieren – ganz ohne Nebenwirkungen und Risiken18.

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Migräne- und Kopfschmerzen-Auslöser Alkohol?

Löst der Alkohol alleine oder eine Kombination von Triggern die Kopfschmerzen aus?

In einer 1999 erschienenen Studie von Nicolodi und Sicuteri wurde die Hypothese aufgestellt, dass es nicht der Alkohol ist, der die Migräne triggert, sondern andere Faktoren. 14 Monate lang wurden 307 Patienten, die unter Migräne ohne Aura jedoch keinerlei weiteren gesundheitlichen Einschränkungen litten, angehalten ein Alkoholtagebuch sowie ein Schmerztagebuch zu führen. Es konnte eine Beziehung zwischen Stress und dem Aufkommen von Migräneattacken in Zusammenhang mit Alkoholkonsum beobachtet werden.

Kleinere Mengen an Alkohol hatten keinen bedeutenden Anstieg der Frequenz von Migräneattacken zur Folge. Alkoholkonsum während stressiger Phasen allerdings ging mit einer höheren Frequenz von Attacken einher.5

Aus eigener Erfahrung kann ich dies bestätigen. Es gab eine Phase, in der ich in einer stressigen Prüfungssituation bereits mit Anfang 20 keinen Schluck Rotwein mehr vertrug. Auch als ich ab dem 30. Lebensjahr vermehrt mit Kopfschmerzen auf Alkoholkonsum reagierte, durfte ich erleben, dass im Urlaub Alkoholkonsum wieder möglich war, ohne mit Kopfschmerzen oder Migräne zu reagieren. In stressfreien Zeiten war der Alkoholkonsum also ohne Folgen möglich.

Mit 30 habe ich übrigens angefangen, auf dem zweiten Bildungsweg zu studieren, nebenbei halbtags zu arbeiten und mich zeitgleich selbstständig zu machen. Stress ist sicherlich nur ein Faktor und trifft nicht bei jedem als Erklärung zu, aber zumindest bei mir ging der Anstieg des Stresslevels mit einem Anstieg der Migräneattacken einher.

Durch die Studie und auch durch meine eigene Erfahrung wird bestätigt, was auch die Kipppunkt-Theorie besagt:

Vermeintliche Trigger lösen nicht unweigerlich eine Migräne-Attacke aus, sondern meistens ist es ein Zusammenspiel von mehreren Faktoren (wie z.B. Stress, Uhrzeit des Alkoholkonsums, Bewegungslevel, hormonelle Schwankungen, fehlende Mahlzeiten oder Wetterwechsel) sowie der persönlichen Resilienz (Widerstandsfähigkeit), die im Laufe des Migränezyklus schwankt.

Nicht zu unterschätzen ist sicherlich auch der Einfluss der persönlichen Erwartungshaltung. Hat man bereits mehrmals auf Alkoholkonsum mit Migräne reagiert, wird man sehr wahrscheinlich erwarten, dass dies auch zukünftig passieren wird.

Beim nächsten Alkoholkonsum, stehen die Alarmglocken des Körpers also auf Sturm und man erwartet wie der Pawlowsche Hund das Auftreten von Kopfschmerzen oder Migräne. Dieses Phänomen der selbsterfüllenden Prophezeiung kann natürlich auch alle anderen Trigger betreffen. Es macht Sinn darüber zu reflektieren.

Heute sprechen sich daher auch einige Expert:innen immer mehr für das sogenannte Triggermanagement aus. Grob geht es darum etwas gelassener mit seinen Triggern umzugehen und sie auch mal wieder in Phasen der hohen Resilienz auszutesten anstatt sie strikt zu vermeiden. Denn Vermeidungsverhalten kann zu zusätzlichem Stress und zu einer eingeschränkten Lebensqualität führen. Zudem kann der Körper sich verändern, neue Trigger können hinzukommen und alte gehen.

Triggert Rotwein öfter Migräne als andere Sorten Alkohol?

Viele Patient:innen mit Migräne verdächtigen Rotwein als Haupttrigger unter den alkoholischen Getränken. In der bereits oben erwähnten Studie aus den Niederlanden, in der 2.197 Patient:innen zu ihrem Trinkverhalten und den Migräne-Triggern befragt wurden, vermuteten 77,8% der Teilnehmer vor allem Rotwein als Auslöser. Bei nur 8,8% von ihnen führte der Genuss von Rotwein tatsächlich immer und garantiert zu Migräne-Attacken.2 In einer Untersuchung zu Wein und Kopfschmerzen im Jahre 2014 wurden alle Studien zu dem Thema ausgewertet und man kam zu dem Ergebnis, dass Rotwein unabhängig von der Dosis bei etwas weniger als 30% der untersuchten Personen Kopfschmerzen und Migräne triggern kann. Auch Nicht-Migräne-Erkrankte können Kopfschmerzen von Wein bekommen und damit ist nicht der allseits bekannte Kater gemeint.8

Eine weitere Studie konnte jedoch zeigen, dass andere alkoholische Getränke genauso viel oder sogar häufiger Migräne auslösen.7 In einer weiteren kleinen Studie wurden Wodka und Rotwein im Vergleich getestet. Rotwein provozierte bei 9 von 11 Patient:innen einen Anfall, während Wodka bei keinem der 8 Testpersonen einen Anfall triggerte. Es wurde ein Rotwein verwendet, der einen vernachlässigbaren Tyramingehalt aufwies. Somit konnte gezeigt werden, dass Rotwein ein migräneprovozierendes Mittel enthält, dass weder Alkohol noch Tyramin ist.9 Aufgrund der Größe der Studie sollte dem jedoch nicht allzu viel Bedeutung beigemessen werden.

Auch ich habe zuerst Rotwein aus meinem Leben verbannt, gefolgt von (in dieser Reihenfolge) Weißwein, Sekt und Bier. Spirituosen habe ich am längsten vertragen, aber irgendwann musste ich auch die von meiner Liste streichen.

Die Reihenfolge, in der ich aufgehört habe Alkohol zu trinken, geht mit dem Histamingehalt der Getränke Hand in Hand. Rotwein hat am meisten, gefolgt von Weißwein und Sekt usw. Ob das jedoch der ausschlaggebende Trigger in alkoholischen Getränken ist, wird nur vermutet und ist nicht bestätigt.

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Ist Alkohol oder ein anderer Bestandteil des Getränks Auslöser für Kopfschmerzen und Migräne?

Es stellt sich also die Frage, ob nicht etwa ein anderer Inhaltsstoff als der Alkohol selber in alkoholischen Getränken für das Provozieren von Kopfschmerzen und Migräne verantwortlich sein könnte. In Frage kommen da diverse, aber in den letzten Jahren sind besonders Sulfit, Tyramin, Histamin und Flavonoidphenol als mögliche Verantwortliche vorgeschlagen und untersucht worden. Dunkle, farbige Getränke wie Whiskey, Brandy und Rotwein beinhalten übrigens mehr von diesen Nebenprodukten.

Histamin ist dabei die am häufigsten genannte Substanz und ist auch in anderen Lebensmitteln enthalten, wie z.B. in gereiftem Käse, Fleisch (Wurst, Salami) und einigen Gemüsesorten wie Aubergine, Sauerkraut und Spinat. Letztere enthalten sogar viel mehr Histamine als alkoholische Getränke. Zudem sind viele Lebensmittel, einschließlich Alkohol, in der Lage, die Freisetzung von Histamin aus körpereigenen Quellen, den sogenannten Mastzellen, zu provozieren. Dennoch ist es ungeklärt ob Histamine Auslöser für Migräne-Attacken sind, denn Antihistaminika verhindern beispielsweise nicht den Rotwein-Kopfschmerz. Diese Tatsache spricht also dagegen.3

Genau das gleiche gilt auch für die Sulfite: in vielen Lebensmitteln sind im Vergleich zu Wein wesentlich höhere Mengen an Sulfit zu finden, wie z.B. als Konservierungsmittel in Trockenfrüchten, Meerrettich, Sojasauce oder Chips. Man erkennt sie als Konservierungsmittel mit den Nummern E220 und E228.3

Tyramin wurde bis dato am intensivsten untersucht und ist in den meisten Fleischsorten und in allen fermentierten Lebensmitteln erhalten, wie Gewürzen, Feigen, gereiftem Käse, Ananas, Erdnüssen, roten Pflaumen und Himbeeren. Tyramin ist leider sehr weit verbreitet, und daher schlecht vermeidbar. Der Tyramingehalt im Wein ist allerdings eher vernachlässigbar (1-2 mg/Liter) im Vergleich zu den Dosen, die in den Studien verwendet wurden (100-200 mg.)10 Von daher ist es schwierig nachzuweisen, wie sehr Tyramin Migräne auslöst. Tyramin regt eine Kombination von Botenstoffen im Gehirn an, die den Energielevel beeinflussen und steht somit im Verdacht über diesen Mechanismus die Anfälligkeit für eine Migräneattacke zu erhöhen.

Fazit

Alkohol, besonders Rotwein, kann ein Migräne Auslöser sein. Welche Inhaltsstoffe dafür verantwortlich sind, ist noch ungeklärt. Da jedoch bekannt ist, dass es immer ein Zusammenspiel aus mehreren Faktoren wie Stress, hormonellen Schwankungen etc. sowie der individuellen Resilienz ist, dass das Migränehirn in einen Anfall kippen lässt, kann es je nach Ausmaß der Migräne besser sein, bestimmte Auslöser wie z.B. Alkohol wegzulassen. Dies jedoch nur, wenn Alkohol ein garantierter Auslöser ist.

Da besonders dem Rotwein auch gesundheitsfördernde Wirkungen nachgesagt werden, wird sogar angeraten regelmäßig ein kleines Glas Rotwein zu konsumieren, allerdings nur wenn es nicht garantiert eine Migräne triggert. Denn Rotwein steht im Verdacht, den Cholesterinspiegel im Blut zu senken.5

FAQ Migräne & Kopfschmerzen nach Alkohol

Welchen Einfluss hat Alkohol auf Migräne?

Jede:r Dritte hat Alkohol im Verdacht, zumindest gelegentlich für Migräne-Attacken verantwortlich zu sein. Jede:r Zehnte sieht Alkohol als einen zuverlässigen Auslöser seiner Migräne. Auch Begleitstoffe in alkoholischen Getränken können Migräne-Attacken auslösen – so z.B. Tyramin, das in vielen Nahrungsmitteln bei Gärung oder Fermentation entsteht. Alkohol wirkt euphorisierend, Tyramin kann leistungs- und motivationsfördernd sein. Dahinter stehen unterschiedliche Botenstoff-Systeme im Körper, Dopamin und Noradrenalin. Durch deren Zusammenwirken werden Energiereserven schneller abgebaut und die Anfälligkeit für eine Migräne-Attacke erhöht. Deswegen kann auch die Tageszeit, zu der du Alkohol konsumierst, deine Anfälligkeit beeinflussen: Ein Glas Sekt bei Geburtstagsfeiern im Büro kann im Laufe des weiteren Tages vielleicht zur Migräne beitragen, während ein Glas Rotwein vor dem Zubettgehen hingegen folgenlos bleibt.

Quellen

  1. Panconesi, A., Bartolozzi, M.L., Guidi, L. (2011). Alcohol and Migraine: What Should We Tell Patients? In: Current Pain and Headache Reports, Volume 15, Issue 3, S. 177-184.
  2. Onderwater, G.L.J., van Oosterhout, W.P.J., Schoonman, G.G. et al (2019) Alcoholic beverages as trigger factor and the effect on alcohol consumption behavior in patients with migraine. In: European Journal of Neurology Volume 26, Issue 4, S. 588-595. DOI: https://doi.org/10.1111/ene.13861
  3. https://americanmigrainefoundation.org/resource-library/alcohol-and-migraine/
  4. Aamodt, A.H., Stovner, L.J., Hagen, K. et al. (2006). Headache prevalence related to smoking and alcohol use. The Head-HUNT Study. In: European Journal of Neurology, Volume 13, Issue 11, S. 1233-1238. DOI: https://doi.org/10.1111/j.1468-1331.2006.01492.x
  5. Nicolodi, M., Sicuteri, F. (1999). Wine and migraine: compatibility or incompatibility? In: Drugs Under Experimental and Clinical Research, Volume 25, Issue 2-3, S. 147-153. DOI:
  6. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/jeder-dritte-nennt-alkohol-als-triggerfaktor/
  7. Pancones, Allesandro (2008). Alcohol and migraine: trigger factor, consumption, mechanisms. A review. In: The Journal of Headache and Pain 9 (1). S.19-27. DOI:https://doi.org/10.1007/s10194-008-0006-1
  8. Krymchantowski, AV., Da Cunha Jevoux, C. (2014). Wine and headache. In: Headache, Volume 54 (6), S. 967-975. DOI: https://doi.org/10.1111/head.12365
  9. Littlewood, J., Glover, V., Davies, P. T. G., Gibb, C., Sandler, M., & Rose, F. C. (1988). Red wine as a cause of migraine.The Lancet, 331(8585), 558-559.
  10. Ryan, Robert E. (1974). A clinical Study of Tyramine as an Etiological factor in Migraine. In: Headache. The Journal of Head and Face Pain, Volume 14, Issue 1, S. 43-38. DOI: https://doi.org/10.1111/j.1526-4610.1974.hed1401043.x
  11. Bernecker C. et al. (2011): Oxidative stress is associated with migraine and migraine-related metabolic risk in females. In: European Journal of Neurology, 18(10), S.1233-9.
  12. Gruber, H.-J. et al. (2010): Hyperinsulinaemia in Migraineurs Is Associated with Nitric Oxide Stress. In: Cephalalgia30 (5), S. 593–98. https://doi.org/10.1111/j.1468-2982.2009.02012.x.
  13. Siva, Z.O. et al. (2018): Determinants of Glucose Metabolism and the Role of NPY in the Progression of Insulin Resistance in Chronic Migraine. In: Cephalalgia38 (11), S. 1773–81. https://doi.org/10.1177/0333102417748928.
  14. Yilmaz, N. et al. (2011): Impaired Oxidative Balance and Association of Blood Glucose, Insulin and HOMA-IR Index in Migraine. In: Biochem. Med., 21, S. 145–151.
  15. Bongiovanni, D. et al. (2021): Effectiveness of Ketogenic Diet in Treatment of Patients with Refractory Chronic Migraine. In: Neurol Sci, doi:10.1007/s10072-021-05078-5.
  16. Evcili, G. et al. (2018): Early and long period follow-up results of low glycemic index diet for migraine prophylaxis. In: Agri.30(1), S. 8-11. doi: 10.5505/agri.2017.62443.
  17. Razeghi J. S. et al. (2019): Association of diet and headache. In: Journal of Headache and Pain, 20(1), S. 106. doi:10.1186/s10194-019-1057-1.
  18. Lelleck, V.V. et al. (2022): A digital therapeutic allowing a personalized low-glycemic nutrition for the prophylaxis of migraine: real world data from two prospective studies. In: Nutrients 14, S. 2927.

Über den/die Autor:in

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Miriam Jansen

Miriam musste wegen chronischer Migräne ihren Beruf aufgeben - und wurde in dieser Zeit zur Migräne-Expertin. Die Migräne hat ihr zu einem radikalen Lebenswandel verholfen: Sie lebt nun als digitale Nomadin in ihrem Bus und arbeitet als Texterin & als Schäferin auf einer Alp.
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